Am 11. März 1964 wurde die Jugendfeuerwehr in Hungen gegründet. Sie ist damit eine der Ältesten im Landkreis Gießen. Schon vor einem halben Jahrhundert war die Feuerwehr für Kinder und Jugendliche eine spannende Sache. Auch damals faszinierten die großen roten Autos mit Blaulicht und die mutigen Männer, die dem Feuer mit Schlauch in der Hand entgegentraten – so sah es jedenfalls von außen aus. Den Nachwuchs erste Feuerwehrluft schnuppern lassen und sie somit später für die Einsatzabteilung zu gewinnen, das war auch damals schon das Ziel.
Die Idee zur Jugendabteilung hatte Emil Odau nach Hungen mitgebracht. Bei einem Lehrgang an der Landesfeuerwehrschule in Kassel 1961 erfuhr er, dass bereits erste Jugendfeuerwehren in Hessen gegründet worden waren. Sein Gedanke, eine solche auch in seiner Heimatstadt ins Leben zu rufen, fiel nicht nur bei Ortsbrandmeister Karl-Heinz Frank auf fruchtbaren Boden.
Am 11. März 1964 war es dann so weit: Die Jugendfeuerwehr wurde gegründet. Rudi Schrott und Emil Odau waren die ersten beiden Jugendwarte, die fortan 13 Jugendliche anlernten. Zum Start mit dabei waren Karl-August Bender, Hermann Ebersohn, Bernd Frank, Rainer Gärtner, Hans-Jürgen Gärtner, Karl-Heinz Hahn, Manfred Koschmieder, Manfred Merkel, Armin Neulinger, Günter Prange, Helmut Rahn, Rainer Schäfer und Reiner Schwarz.
Nur drei Jahre später erhielten die Jugendlichen eine Tragspritze 2/5 – das heißt, sie konnte 200 Liter pro Minute bei einem Druck von fünf Bar pumpen. Über Jahrzehnte lernten die angehenden Feuerwehrleute an ihr den Umgang mit Strahlrohren und Schläuchen. Zwei der Jugendlichen von damals, Peter Beyer und Hartmut Rosa, zählen noch heute zur Hungener Einsatzabteilung.
Das viele üben zahlte sich unter anderem bei der ersten Leistungsspangenabnahme im Landkreis Gießen aus, die 1968 in Laubach geprüft wurde. Neun Jugendliche nahmen damals das Abzeichen mit nach Hungen.
Im Jahre 1975 gab es gleich zwei Neuerungen: Zum einem erhielten die Jugendlichen ihren eigenen Gruppenraum im Keller des Stützpunktsgebäudes. Er sorgt noch heute mit einem Tischkicker und einer Dartscheibe für Abwechslung während der Übungen. Zum anderen wurde eine Mädchengruppe aufgestellt. Diese bestand mangels Interessentinnen nur drei Jahre, jedoch sind seitdem gemischte Jugendgruppen fester Bestandteil der Jugendfeuerwehr.
Das zwanzigjährige Bestehen wurde dann mit einem Zeltlager auf dem Galgenberg gefeiert. „Es war so ein richtiges Lagerleben, das zwar durch die Witterung etwas durcheinandergeriet, aber letztlich für alle Beteiligten zu einem großen Erlebnis wurde“, berichtete damals die Gießener Allgemeine Zeitung. Kurz vor dem Abendessen gratulierten Bürgermeister Wilfried Schmied, Stadtverordnetenvorsteher Karl Schmid und Kreisbrandmeister Karl-Heinz Frank zum Geburtstag.
Bis 2014 ist diese Statistik erfreulich weiter gewachsen. Zuletzt wurde in 2002 der Stadtpokal gewonnen, beim Kreisentscheid belegte man in 2004 den sechsten Platz. Dieses Jahr starteten sogar zwei Hungener Mädchen als Unterstützung für die befreundete Utpher Jugendabteilung beim Landesentscheid.
Kann Jugendfeuerwehr heute noch mit anderen Hobbies mithalten?
Wenn man die Jugendlichen in Hungen fragt, ist die Antwort eindeutig: „Ja, weil es Spaß macht“, sagt etwa der 13-jährige Philipp Moll. Es ist ein spannendes Hobby, bei dem man gemeinsam viel erreichen kann. „Und man lernt auch den Leuten zu helfen.“ Dem stimmt auch Isabell Reichhart zu. Die 17-Jährige ist seit sieben Jahren bei der Jugendfeuerwehr aktiv. „Die Zeltlager machen besonders Spaß, weil man damit allen Jugendfeuerwehren im Stadtgebiet zusammen was macht.“ Demnächst will sie in die Einsatzabteilung übertreten. Dass so etwas vielleicht nicht für jeden das Richtige ist, kann sie aber auch verstehen: „Da musst du Geschmack drauf haben – du musst es leben.“(de)